„Alles in Öl“von Dirk Eschrich aus Torgelow

Grandioser Start in das Jahr 2019 für den Torgelower Kunstverein mit Arbeiten von Dirk Eschrich.

Worin genau erkennt man eigentlich den Unterschied zwischen einem Hobbymaler und einem „professionellen Künstler“? Und wer kann anhand von Bildern grundsätzlich ausmachen, was Autodidakten von studierten Künstlern abhebt?

Diese Frage stellte Kunstvereinsvorsitzende Marlen Kötteritzsch in ihrer kleinen Laudatio anlässlich der Vernissage am 26. Februar 2019 und beantwortete sie auch gleich selbst:

Sicher seien professionelle Maltechniken, geschulte Profile und von der Pike auf erlernte Regeln in der Malerei erkennbar. Aber Kunst sei ja nicht nur für Künstler oder Kunstkenner. Die Floskel „Kunst liegt immer im Auge des Betrachters“ verwendete sie zwar nicht, aber in diesem Fall hätte der namenlose Erfinder dieser Aussage mehr als Recht behalten:

Die Ölgemälde von Dirk Eschrich sprechen an, und das nicht nur wegen ihrer Verständlichkeit, denn an Landschaftsmalerei gibt es nichts misszuverstehen. Allerdings spürt man beim längeren Hinsehen, dass der sich als unnötig bescheiden gebende Torgelower ein gutes Händchen für das „dahinter Verborgene“ hat. Oftmals strahlen seine Motive auf den ersten Blick ein Feeling von „Einsamkeit“ oder „Verträumtheit“ aus. Ein kahler Baum vor einer unspektakulären Landschaftskulisse, dafür aber mit einem aufwühlenden düsteren Wolkenszenario zum Beispiel. Oder ein verlassenes Schiffswrack an einem öden leeren Strand und wiederum mit einem farbgewaltigen Himmel darüber. Bei all seiner Detailverliebtheit in der Wiedergabe der Naturschönheiten aus aller Welt kommt man ihm beim genaueren Hinsehen dennoch auf die Schliche, dass er auch ein kleines Quäntchen Herz für das Surreale hat. Da sieht man erst auf den zweiten Blick, dass der spiegelglatte Waldsee, der zwischen den filigran, bis ins kleinste Detail dargestellten Baumkronen hervorlugt, vielleicht doch ein bisschen zu eben erscheint? Das macht die ganze Ansicht plötzlich noch einen Tick interessanter, denn es spielt auf die Fantasie an. Vielleicht hat er sich aber auch gar nichts dabei gedacht - wer weiß das schon?

Dirk Eschrich hat sich für seine Rede, wie er selbst nach der Eröffnung freimütig zugab, ein ausführliches Manuskript zurechtgelegt, es dann aber in der Aufregung ganz vergessen zu benutzen. So ist dann vor lauter Stress außer einem mehrfachen Dankeschön an die vielen Gäste (und diesmal ermangelte es sogar an Stehplätzen!) und einem großen Lob für die Unterstützung durch den Kunstverein nicht viel von dem Redevorhaben umgesetzt worden. Aber was soll`s - das kam um ein Vielfaches besser bei den Besuchern an, als eine vielleicht viel zu geschmeidige vorgelesene Botschaft.

„Dirk Eschrich ist auf dem guten Weg“ resümierte Marlen Kötteritzsch und ihr sei es völlig gleich, auf welche Weise man sich der Kunst nähere. Wichtig sei die Botschaft und ein eigener Stil und das, so bescheinigte sie dem Torgelower Dirk Eschrich, unterscheide ihn mit Bravour von so manchem „Profi“, der zwar die Techniken beherrsche, aber keine eigene Handschrift finden könne.

Der Kunstverein bedankt sich wieder bei allen Akteuren, die an der Vernissage Anteil hatten, so an den musikalischen Beiträgen von Sylvia Bliesener und ihrer Schülerin Betty Glöde oder Sabine Kinzelt für die vorgetragenen Rezitationen.

Die nächste Vernissage zeigt Malerei von Brigitte Möller vom Böckel (Kunstgut Schmiedenfelde) und findet am 09. April 2019 wiederum in der Torgelower Villa statt.

U. Blume

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