Undine Hoffmann (links) und Undine Tischmeyer vom Ueckermünder Ärztenetz HaffNet

Pflegefachkräfte übernehmen ärztliche Tätigkeiten

Spezialisierte Pflegefachkräfte übernehmen künftig Aufgaben, die bislang ausschließlich Ärzten vorbehalten sind. Dazu gehören auch Undine Hoffmann und Undine Tischmeyer vom Ueckermünder Ärztenetz HaffNet. Die zwei erfahrenen Pflegerinnen haben am Institut für Pflegewissenschaft und Interprofessionelles Lernen der Unimedizin Greifswald an einer halbjährigen Qualifikation teilgenommen und nun ihre Prüfung erfolgreich abgelegt. 

Ziel ist es, insbesondere die Versorgung der Menschen in dünnbesiedelten Gebieten zu verbessern und in den kommenden Jahren zu erhalten. Dafür übernehmen die nun „Spezialisierten Pflegefachpersonen“ heilkundliche Tätigkeiten. Damit möchten sie dem steigenden Ärztemangel entgegenwirken und unnötige Krankenhauseinweisungen vermeiden. Die ersten 100 Probanden sind bereits in das Projekt eingeschlossen. Ziel ist es, am Ende 300 Patienten in die Studie aufzunehmen. Dabei geht es um ganz bestimmte Patienten wie HaffNet-Geschäftsführerin Nadja Neudeck ausführt. An der Studie teilnehmen können nur Männer und Frauen, die älter als 65 Jahre alt sind und bei denen ein Pflegegrad 2 oder höher vorliegt. Sie haben eine geria-
trische Erkrankung. Möglich für diese Teilnehmer ist auch eine Pflegeberatung.

Insgesamt sollen im Modellprojekt neun speziell ausgebildete Fachkräfte rund 1.300 Patienten im HaffNet sowie in den Ärztenetzen AGBAN (Berlin und Nordbrandenburg) und MEDIS (Südbrandenburg) versorgen.

Nach der staatlichen Abschlussprüfung dürfen Undine Hoffmann und Undine Tischmeyer nun im ärztlichen Auftrag selbstständig und eigenverantwortlich den Gesundheitszustand der Patienten prüfen, Vital- und Laborparameter kontrollieren und Medikamente bei Bedarf hinsichtlich ihrer Anwendung anpassen. Sie beraten die Patienten und verordnen notwendige Pflegehilfsmittel sowie Verbandsmaterial. Dabei stehen sie immer im Austausch mit den Ärzten, bei Hausbesuchen auch telemedizinisch. Das Institut für Pflegewissenschaft und Interprofessionelles Lernen der Unimedizin Greifswald hat die neun Teilnehmenden seit Januar 2024 zu diesen Spezialisierten Pflegefachpersonen weitergebildet.

Institutsdirektor Prof. Steve Strupeit erläutert: „Dies ist Pionierarbeit, die sich lohnen wird. Wir zeigen in diesem Modellprojekt, dass Pflegefachpersonen die Kompetenzen haben, Heilkunde selbstständig ausüben zu können. Dies ist die Vorstufe zu den notwendigen gesetzlichen Änderungen. Wir zeigen außerdem, dass die Versorgung nur im interprofessionellen Team gesichert werden kann.“

Den gesetzlichen Rahmen zu dieser Übertragung hatte die Bundesregierung geschaffen. Mehrere Partner in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin hatten daraufhin das Projekt ErwiN gestartet. Das Kürzel steht für „Erweiterte Übertragung von arztentlastenden Tätigkeiten in Arzt-Netzen“. Es wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. 

Bereits in der Vorbereitungsphase zeichnet sich bei den mehr als 70 teilnehmenden Hausärztinnen und Hausärzten der Ärztenetze eine hohe Akzeptanz dieser Versorgung ab.  Die Auswirkungen dieser Versorgung werden analysiert und vom Institut AGENON in Berlin evaluiert. Ziel soll es sein, dass das Projekt am Ende positiv bewertet wird und diese Übertragung von Aufgaben Teil der Regelversorgung wird. Damit kann sowohl ein wichtiger Beitrag zur medizinischen Versorgungssicherung strukturschwacher Regionen geleistet werden als auch der Pflegeberuf eine deutliche Aufwertung erfahren, wie sie international oft schon selbstverständlich ist. 

Text/Foto: PM

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