Satirische Kolumne: Inklusion – Irritation – Illusion

Regelmäßig schreibt der Torgelower Ulrich Blume in der FUER UNS eine satirische Kolumne. In der Februar-Ausgabe wirft er einen kritischen Blick auf unsere Schulsysteme:

Satirische Kolumne von Ulrich Blume

Inklusion – Irritation – Illusion – Das Märchen von der Reformierung der Schulsysteme

Immer, wenn es jemand wagt, bezüglich des Bildungsniveaus in Deutschland auch nur einen kritischen Punkt anzusprechen, wird der „Schwarze Peter“ sofort hektisch von links nach rechts geschoben. Bildungspolitiker aus Bund und Ländern loben sich gegenseitig in den Himmel und beschwören die Ausrede, die für alles herhalten muss: den „heiligen“ Föderalismus. Und gleich im folgenden Hauptsatz wird die nächste tote Kuh durchs Dorf geschubst: die Digitalisierung (also den Zahn – nicht die Wurzel)!

Der immer weniger nachgefragte Lehrerberuf steht unter dem bitteren Image der Traumatisierung, während schon die Quereinsteiger das Feld flächendeckend besetzen. Das Spektrum der „artverwandten Eignungsberufe“ wird immer breiter und wir können davon ausgehen, dass bald auch der „Schuster, der eigentlich bei seinen Leisten bleiben sollte“, am Gymnasium Mathematik geben wird. Studierte Pädagogen stehen mit zuweilen 30 Jahren Berufserfahrung kopfschüttelnd daneben und versuchen in der Hofpause händeringend mit hilfreichen Tipps den „Ungelernten“ zur Seite zu stehen. Die Zweifel in der Lehrerschaft daran, dass das auf Dauer gutgehen kann, sind viel größer als die Öffentlichkeit jemals erfahren wird, denn der Maulkorb ist offensichtlich das Einzige, das aus dem Bildungssystem der DDR erfolgreich übernommen wurde. Stattdessen werden mit kaum noch nachvollziehbarem Selbstfindungsehrgeiz die hastig untereinander abgeschriebenen neuen Schlachtrufe wie „Inklusion“, „Digitalisierung“ oder „selbst bestimmtes Lernen“ Lob gepriesen. Leider sind es die Lehrer und nicht die Beamten, die das mit den Kindern und Eltern auszufechten haben. Und die Machtlosigkeit dem Diktat der ständigen Reformierung der Schulsysteme gegenüber hat mittlerweile zu breiter Resignation geführt. Mitzureden, Kritik zu üben oder gar Vorschläge aus der Praxis zu unterbreiten, ist nicht gefragt. Dafür gibt es permanent steigenden Druck aus immer häufiger überforderten Elternhäusern und natürlich den „gottesgleichen“ Datenschutz, der über allem thront.

Naja, wenigstens die Grundschullehrer sind ja nun für ihre Mühe wertgeschätzt worden … mit einer höheren Gehaltsstufe, wie sich das Kultusministerium Mecklenburg-Vorpommern beeilte, der Presse mitzuteilen. Dass man den Lehrern im gleichen Zuge die Erfahrungs-stufen aberkannt hat, ist der geheime Trick der finanziellen Schadensbegrenzung, womit man natürlich nicht an die Medien gegangen ist.

Und dann noch die neue Generation von Schülern, die ihr Selbstbewusstsein aus Youtube und Facebook zieht und Eltern, die zuweilen zwar nicht wissen, wo sich im Kinderzimmer das Lesebuch versteckt, die Nummer des Rechtsanwalts aber in ständiger Bereitschaft halten.

Aber ja – es gibt sie noch, die Eltern, die wollen, dass aus ihren Kindern was wird und die ihnen das Mantra predigen, das wir Älteren noch alle im Ohr haben: „Für das Leben lernst du und nicht für die Schule. Aber es sind zu wenige.

Doch endlich nun die Lösung: wir kaufen jedem Kind ein iPad und jedem Lehrer einen Laptop, egal ob beide solches schon besitzen oder ob es überhaupt Internetzugang gibt.

Ich für meinen Teil bin ganz froh, dass ich noch Biologie bei einem ausgebildeten Biologielehrer hatte und nicht bei einem Gebäudereiniger (ohne diese Berufsgruppe in Misskredit bringen zu wollen). Und auch, dass ich meine Hausaufgaben noch mit dem Kopf und ohne Wikipedia erledigen musste, hat mir nicht geschadet.

 

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