Satirische Kolumne: Sind wir nicht alle ein bisschen divers?

An Bürgerinnen und Bürgen hat man sich nun langsam gewöhnt. Doch was gibt es noch alles zu gendern, fragt sich der Torgelower Ulrich Blume und hat sich so seine Gedanken zu diesem Thema gemacht:

Satirische Kolumne von Ulrich Blume

Sind wir nicht alle ein bisschen divers? … und was gibt es noch zu gendern? 

Im Grunde ist man ja allseits tolerant in einer modernen Gesellschaft, was die geschlechtliche Ausrichtung angeht. Ob man nun Frau oder Mann, Dame oder Herr, Lesbierin oder Lesber, Schwulin oder Schwuler sein möchte – so what? Ich kann damit leben.

Immerhin sind wir im 21. Jahrhundert angekommen und wenn wir nicht streng religiös an die Sache herangehen, ist mittlerweile selbst die ältere Generation, die sich noch 2005 ein kräftiges öffentliches „Pfui“ nicht verkneifen konnte, „nach allen Seiten offen“. 

Naja – ich bin nach dem, was ich in den letzten Jahren gelesen, gehört und gesehen habe, der festen Überzeugung, das sich auch wirklich KEIN Geschlecht mehr darüber beklagen muss, dass es nicht ausreichend wertgeschätzt, toleriert und beachtet wird. Bunter und vielfältiger geht es nicht mal an der Cocktailbar nebenan zu, wo es auch jede Menge Drinks gibt, von denen ich noch nie etwas gehört habe. 

Aber mal ehrlich: Glaubt wirklich jemand allen Ernstes, dass einer Frau, einem Mann oder einer transsexuellen Person eine Führungsposition verwehrt wird, wenn er/sie/es über die notwendige Qualifikation, die Erfahrung und das Talent für diesen Job verfügt, nur weil er/sie/es nicht das gewünschte Geschlecht hat? Was ist mit Teamfähigkeit, Diensterfahrung und Führungsstil? Braucht man alles nicht – Hauptsache schwul? Wenn die Parteien, Ministerien und Aufsichtsräte jetzt die Frauenquote mit der Axt durchbringen wollen – bitte schön, sollen Sie! In meinem Betrieb bin ich regelrecht von Frauen umzingelt und meine Chefetage ist zu 100% weiblich. Ich bin noch nicht einmal auf die Idee gekommen, über die Quote nachzudenken und schon gar nicht würde ich mich trauen, die Position von uns eindeutig in der Minderheit befindlichen Männern zu hinterfragen. Da gibt es weibliche Wesensgrundsätze, die ich nicht auf die Probe stellen möchte.

Aber viel schlimmer als dieses Gezerre um Pille-Palle ist wohl eindeutig der Schaden, den die deutsche Sprache dabei erleidet. Von Tagesschau bis Bundestag, von Verwaltungsdeutsch bis Bildzeitung – alles lässt sich die permanente Vergewaltigung von Substantiven demütig gefallen und stimmt noch tollwütig in den Tenor mit ein, um täglich neue Vokabeln vom Kuriositätenkabarett der Selbstfindungs-Psychopaten zu übernehmen. Selbst vor Gästen und Gäst/innen, Terroristen und Terrorist/innen und Passagieren und Passagier/innen wird nicht Halt gemacht – der Wahnsinn kennt keine Grenzen. 

Liebe Leser/innen und Leser, verstehen Sie mich nicht falsch: Ich meine es GENAU SO! Wenn wir nicht aufhören, bei jedem wichtigen Thema zuerst darüber nachzudenken, wen wir zu Tode verletzen, wenn wir uns bei der gendergerechten Ansprache nicht tagesaktuell vorbereitet haben, könnte es passieren, dass wir am Ende des Vortrags nicht mehr wissen, worüber wir eigentlich reden wollten. Und wenn wir es dann endlich geschafft haben, dass alle Sternchen berücksichtigt wurden, haben uns die anderen, die in dieser Zeit über Innovation und wirklichen Fortschritt nachgedacht haben, rechts und links überholt. 

Und angesichts des zu erwartenden Shitstorms schließe ich meine Ausführungen mit den weisen Worten von Herrn/Frau Olaf Schubert: „Ich möchte anmahnen, dass es tatsächlich Frauenberufe gibt, die uns Männern vorenthalten sind, z. B. Frau Holle“. Darauf also einen doppelten Jägermeister/-in für das neue Gender-Jahr 2021.

 

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