Wenn Pflegende eine Pause brauchen

Menschen, die einen Angehörigen pflegen, treten öffentlich kaum oder gar nicht in Erscheinung. Ist doch der beruflich Pflegende des Öfteren in „aller“ Munde, so bekommt der pflegende Angehörige wenig bis gar keine Aufmerksamkeit. Doch gerade die Menschen, die sich in der Häuslichkeit um pflegebedürftige Kinder, Ehepartner, Eltern oder andere Familienmitglieder kümmern, stehen nie oder nur selten im Focus der Öffentlichkeit. Dabei werden mehr als 80 % aller Pflegebedürftigen in Deutschland in ihrem Zuhause versorgt.

Bei dieser häuslichen Pflege spielen die Angehörigen eine überaus große Rolle und sind dabei einer großen Belastung ausgesetzt. So brauchen auch sie mal eine Auszeit, um Kraft zu tanken und um neuen Elan für ihre anspruchsvolle Tätigkeit zu schöpfen. Von der Gesellschaft wird beruflich Pflegenden immer das Prädikat Arbeit zuerkannt, aber für Angehörige, Freunde oder Bekannte ist das ein Ehrenamt. Soviel mal zu der gesamtgesellschaftlichen Wertigkeit!

Am Wochenende vom 04.08. bis zum 06.08. bot der deutschlandweit agierende Verein „SHV-Forum Gehirn“ e.V., ein Verband, der sich um Menschen mit Gehirnerkrankungen und deren Angehörige kümmert, wieder eine Möglichkeit zum „Kraft tanken“ an. Unter dem Motto „Zeit für mich“ organisierte der Verband ein Austausch- und Regenerationswochenende in Erkner bei Berlin. Da die Selbsthilfegruppe für Schlaganafallpatienten und Angehörige in Trägerschaft des DRK-KV Uecker-Randow e.V., kurz SHG Schlaganfall Torgelow, auch Mitglied in diesem Verband ist, konnten zwei pflegende Angehörige der Gruppe hier teilhaben. Einer davon ist Harald Viestenz aus Ueckermünde/Bellin.

In regelmäßigen Abständen organisiert der Verband solche Treffen, die sich allein an den Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen orientieren, sagt Harald Viestenz. Der Ueckermünder pflegt, betreut und versorgt seine Ehefrau, die seit 2012 an den Folgen eines schweren Schlaganfall leidet, weitgehend allein in ihrem Wohnhaus in Bellin. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die er da übernommen hat. Das es aber nicht wirklich ohne Hilfe der Familie, einigen guten Freunden und auch gelegentlich mit professioneller Unterstützung eines Pflegedienstes geschieht, betont Viestenz hier aber explizit.

Um den Bedürfnissen seiner Frau, aber auch seinen eigenen gerecht zu werden, ist ein Netzwerk von „Helfenden Händen“ bei der häuslichen Pflege absolut notwendig, merkt der Belliner noch an. So sind seine Frau und er seit 2013 auch in der SHG Schlaganfall Torgelow organisiert und finden dort immer wieder Halt und Hilfe. So eine Art Selbsthilfegruppe für Angehörige kann sich Harald Viestenz auch für unsere Region gut vorstellen. Denn die Sorgen und Nöte, die man hat, sind weniger belastend, wenn man sie mit Gleichgesinnten, wie es die Erkrankten vormachen, teilen kann. Auch Erfahrungen auszutauschen und erworbenes Wissen zu teilen, kann für viele von sehr großer Bedeutung sein. Wenn es Interessenten dafür gibt, würde er sich über eine Kontaktaufnahme sehr freuen.

Text/Foto: SHG / H. Viestenz

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