Dinner im Dunkeln in Pasewalk

Dinner im Dunkeln: Einblicke in den Alltag eines Blinden

„Dinner im Dunkeln“ hieß es für die Schüler der Klasse 7a des Oskar-Picht-Gymnasiums. Sie hatten die Vorsitzende der Ortsgruppe Pasewalk des Blinden- und Sehbehindertenvereins M/V e.V. Ursula Krause und ihre Begleiterin Sybille Mochow eingeladen.

Ursula Krause erzählte den Schülern und ihrem Klassenlehrer Toni Petersdorf sowie Schulsozialarbeiterin Antje Schulz, wie es dazu kam, dass sie erblindete und viele Anekdoten aus ihrem täglichen Leben. Die Schüler der Klasse 7a durften ihr auch Fragen stellen. Sie interessierten sich dafür, wie sich Ursula Krause bei Reisen und in fremden Städten orientiert, ob sie fernsieht und selbst auch noch schwimmt.

Gern erläuterte die Seniorin ihren Tagesablauf und mit welchen Hilfsmitteln sie ihren Alltag meistert. Sie berichtete auch darüber, was sie als letztes sah, bevor sie erblindete und wie schwer es ihr fiel, dann die Blindenschrift zu lernen. „Oft fragen mich die Passanten in Pasewalk, ob sie mir helfen könnten“, erzählt Ursula Krause über Begebenheiten mit hilfsbereiten Bewohnern der Stadt. Ursula Krause übergab der Schule ein Buch in Blindenschrift. Beeindruckt von den Ausführungen verabschiedeten sich die Kinder von Ursula Krause und Sybille Mochow.

Dann folgte das „Dinner im Dunkeln“, nämlich das Mittagessen. Sigrid Bohl und Teilnehmerinnen des Hauswirtschaftskurses hatten es organisiert und servierten nun den Schülern der Klasse 7 a Pizza. Das Essen wurde allerdings mit einer dunklen Augenbinde eingenommen, eben als wenn die Schüler blind wären. Zuvor erläuterte Sigrid Bohl, wie Teller, Besteck und Getränke im Restaurant angeordnet werden, damit sich ein Erblindeter zurechtfinden kann. Nach dem Aussuchen der Lieblingspizza ging es auch schon los.

„Ganz schön mühselig, aber auch eine besondere Erfahrung“, war die einhellige Meinung der Schüler. Frisch gestärkt ging es mit Gruppenarbeit weiter. Es wurden im Stationsbetrieb die unterschiedlichen Hilfsmittel, von denen zuvor Frau Krause bereits berichtet hatte, selbst ausprobiert. Mit Brille und dem Blindenstock musste eine kurze Wegstrecke im Klassenraum inklusive simulierter Treppenstufen absolviert werden.

Die Schüler meisterten diese Aufgabe. Eine weitere Gruppe schrieb auf den vom Großneffen Oskar Pichts, dem Namensgeber des Pasewalker Gymnasiums und Erfinder der Punktschriftmaschine für Blinde, übergebenen Schreibmaschinen. Die Teilnehmer des Spektrums Physik, das von der Physiklehrerin Mildrit Redlin geleitet wird, zeigten den Schülern anhand eines Exponates, das von der Pasewalker Tischlerei Hanel gebaut wurde, wie mit Nieten Buchstaben des Blindenschrift-Alphabetes in eine Schiene gesteckt werden und dann vom Mitspieler hinter dem Vorhang ertastet werden können. Den Schülern bereitete der Unterricht Freude und sie haben viel darüber gelernt, wie anstrengend der Alltag eines Erblindeten sein kann.

Von Doreen Vallentin

Dinner im Dunkeln Pasewalk
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