Die medizinische Versorgung auf dem Land langfristig zu sichern, stellt eine erhebliche Herausforderung dar. So ist für viele Akteure wie das Ärztenetz HaffNet längst klar, dass auch neue Wege in der Pflege und der Versorgung gegangen werden müssen. Schon jetzt leben in Deutschland über 16 Millionen Menschen, die älter als 66 Jahre alt sind. Bis zum Jahr 2040 werden es voraussichtlich über 20 Millionen sein. Da viele von ihnen chronisch erkrankt und pflegebedürftig sind, stößt die medizinische Versorgung insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen schon jetzt an ihre Grenzen – sowohl in den Arztpraxen vor Ort als auch in den Kliniken.
„So beteiligen wir uns an einer neuen Studie namens ErwiN. Das ist die Kurzform für Erweiterte Übertragung arztentlastender Tätigkeiten in ArztNetzen”, berichtet Andreas Meinhold, HaffNet Geschäftsführer. Das Projekt startete am 1. Januar mit vier Pflegefachkräften, von denen insbesondere zwei für dieses Projekt 6 Monate gezielt ausgebildet werden. Ab Juli 2024 sollen dann Patienten von ihnen versorgt werden. Die Spezialisierten Pflegefachkräfte dürfen im ärztlichen Auftrag dann unter anderem selbständig und in Eigenverantwortung den Gesundheitszustand prüfen, Vital- und Laborparameter kontrollieren, Schmerzen erfassen, Medikamente anpassen, Beratungen vornehmen und die Versorgung organisieren. „Sie stehen dabei immer im Austausch mit dem Arzt oder der Ärztin“, erklärt Andreas Meinhold.
Die Patientenversorgung ist bis zum 31. Dezember 2025 geplant. Dabei geht es um ganz bestimmte Patienten wie HaffNet Geschäftsführerin Nadja Neudeck ausführt. An der Studie teilnehmen können nur Männer und Frauen, die älter als 65 Jahre alt sind und bei denen ein Pflegegrad 2 oder höher vorliegt. Als Grunderkrankung sollte eine geriatrische Diagnose vorliegen. Alle Teilnehmer erhalten eine intensive Pflegeberatung. Ziel ist es, am Ende etwa 300 Patienten zu versorgen und in die Studie aufzunehmen. Die Beteiligten möchten zeigen, wie hilfreich die Arbeit der Spezialisierten Pflegekräfte sein kann. Jennifer Rolle und Ellen Rohleder haben dies schon in einem ähnlichen Projekt zum Thema Demenz untersucht. Schon dabei zeigte sich deutlich, wie hoch der Beratungsbedarf zu diesem Thema ist.
Auch bei ErwiN geht es erneut darum, die Versorgung in der eigenen Häuslichkeit zu verbessern. Der Arzt hat oftmals nicht die Möglichkeit, die Patienten regelmäßig vor Ort aufzusuchen. Dafür sollen die Spezialisierten Pflegefachkräfte als direkte Ansprechpartner fungieren. „Es wird sich zeigen, wie gut dies funktioniert“, ist Andreas Meinhold ebenfalls gespannt und gleichzeitig sehr optimistisch, dass es zur Verbesserung der Versorgung auf dem Land beitragen wird. Wichtig ist es, nicht nur die Arbeitsabläufe in der Gesundheitsversorgung zu optimieren, sondern die Zugänglichkeit und Qualität der Versorgung zu verbessern.
Für ihn und sein Team vom HaffNet steht fest, dass gerade in ländlichen Regionen neue Konzepte entwickelt werden müssen. Wünschenswert ist es am Ende natürlich, dass solche Ideen weiterentwickelt werden und auch Anwendung für alle Bürgerinnen und Bürger finden.
Weiter Informationen unter www.haffnet-online.de
Text: Silvio Wolff /Fotos: ZVG