Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Am 11. Februar 2003 hat Andreas Vieweg zum ersten Mal die Türen seines nahkauf-Marktes für die Kunden im Ueckermünder Haff-Center aufgeschlossen. „Somit sind wir der am längsten selbstständig geführte Markt in der Region“, sagt der Unternehmer stolz. Zwei arbeitsreiche, aber dennoch nicht immer ganz leichte Jahrzehnte, wie er zugibt. Es gab Zeiten, in denen Andreas Vieweg die Existenz seines Marktes durchaus bedroht sah.
Dazu beigetragen habe auch so manch unglückliche Entscheidung der Stadtpolitik, wie er erzählt. Sein Markt war von der Existenz beziehungsweise der Sanierung des Haff-Centers abhängig, um das es lange Jahre alles andere als gut bestellt war. Notwendige Investitionen und Modernisierungsmaßnahmen in seinem Markt hat der Kaufmann daher lange vor sich hergeschoben. „Dennoch haben uns die Kunden immer die Treue gehalten“, bedankt sich Andreas Vieweg bei den Ueckermündern und den Menschen in umliegenden Gemeinden. „Ein großes Dankeschön gilt auch meinen Mitarbeitern für ihren unermüdlichen und loyalen Einsatz in all den guten, aber auch schlechteren Zeiten.“
Der Markt, der längst nicht mehr nur Lebensmittel anbietet, punktet bei den Menschen auch durch die vielen Serviceleistungen. Vom Post- und Lottoservice bis hin zum Reinigungsservice reicht das Angebot des Nahversorgers. Der nahkauf hat somit eine Nische besetzt und gleichzeitig eine Lücke geschlossen, die in Ueckermünde-Ost geklafft hätte. Denn einige Dienstleister hatten in dem Stadtteil nach und nach ihre Türen abgeschlossen.
Umso freudiger ist die Botschaft an die Kunden, dass jetzt endlich was passiert ist. Das Haff-Center wird Stück für Stück saniert und erste Ergebnisse können sich sehen lassen. Anlass für Familie Vieweg nun also auch in ihren Markt zu investieren – und zwar eine hohe sechsstellige Summe. „Der Markt soll moderner werden. Wir statten ihn unter anderem komplett mit klimaschonender Kühltechnik aus“, stellt Andreas Vieweg in Aussicht. Als er das sagt, blickt er stolz zu seiner Frau Sandra hinüber. Denn ab sofort trägt sie die Verantwortung für das Unternehmen. Sie ist die neue Geschäftsführerin. „Ich habe den Staffelstab sehr gern an sie weitergegeben. Sandra ist von Anfang an dabei. Sie hat im nahkauf bereits ihre Ausbildung gemacht und sich ständig weitergebildet. Sie arbeitete in Rewe-Filialen in Löcknitz, Bernau und Pasewalk, um auch einmal über den Tellerrand
hinauszuschauen. Die Übergabe der Geschäfte ist deshalb eine logische Folge ihrer Entwicklung“, lobt Andreas Vieweg ihr Engagement. Bewiesen hat Sandra Vieweg ihre Führungsqualitäten im nahkauf längst schon, zog sich ihr Mann doch bereits vor ein paar Jahren aus dem aktiven Geschäft Stück für Stück in den Ruhestand zurück.
Natürlich wird er ihr auch in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen, um ihr den Start als offizielle Geschäftsführerin zu erleichtern. Hat sie doch gleich in diesem Jahr mit dem Umbau des Centers so manche Herausforderung zu wuppen. Denn auch der Markt samt seiner Produkte wird vorübergehend innerhalb des Centers umziehen müssen, so Sandra Vieweg. Und zwar auf die Fläche des ehemaligen Getränkemarktes und des Durchgangs zum Parkdeck. Nur so kann der Markt von den Baufirmen entsprechend saniert und renoviert werden. Wann das genau so weit ist, kann die neue Geschäftsführerin noch nicht sagen. „Auf jeden Fall werden wir trotz Umbau für unsere Kunden da sein.“ Sandra Vieweg hofft, dass bis zum Herbst 2023 die Arbeiten generell abgeschlossen sein werden.
Eine echte Feuertaufe erlebte die junge Unternehmerin bereits zwischen Weihnachten und Silvester. Die komplette Kühltechnik im Markt war ausgefallen. „Ein riesengroßes Dankeschön gilt deshalb Rainer Schley von der Firma Dresdner Kühlanlagenbau, der letztlich noch einmal alles gerettet hat“, ist Sandra Vieweg froh. Aber auch die Mitarbeiter haben kräftig beim Räumen der Ware mit angepackt. „Auch dafür vielen Dank!“
Die Geschäftsfrau startet mit einem starken Team im Rücken – es zählt 18 Mitarbeiter – in ihre Rolle als Chefin. Das gibt ihr ein gutes Gefühl. Gemeinsam werden sie den Markt schon rocken.
Und natürlich wird sie an Altbewährtem festhalten und beispielsweise Azubis im Ueckermünder nahkauf ausbilden, so wie auch Andreas Vieweg jungen Menschen bereits seit Bestehen des Marktes eine berufliche Chance geboten hat. Ebenso wird auch Sandra Vieweg die Vereine der Region weiter unterstützen. Denn soziales Engagement ist dem Paar schon immer eine Herzensangelegenheit gewesen.
Die frischgebackene Chefin möchte es außerdem nicht versäumen, ihrem Mann Danke zu sagen: „Andreas hat mir immer den Rücken freigehalten, mich unterstützt und bestärkt. Ich danke ihm deshalb von Herzen für sein Vertrauen. Schließlich ist der nahkauf sein Lebenswerk, das ich gern in seinem Sinne weiterführe.“
Gefeiert wird der 20. Geburtstag am 11. Februar 2023 aufgrund der Umbaumaßnahmen im Center zwar nicht, aber aufgehoben ist ja schließlich nicht aufgeschoben, stellt die Geschäftsführerin in Aussicht.
Text: Uta Hertzfeldt / Fotos: HAFF media
