Mit dem Jahreswechsel endet ein Projekt, das in Vorpommern sowohl Patientinnen und Patienten als auch Ärztinnen und Ärzte überzeugt hat: Das Programm ERWIN – kurz für „Erweiterte Übertragung arztentlastender Tätigkeiten in ArztNetzen“. Seit Sommer 2024 wurden im Rahmen dieser bundesweit beachteten Studie mehr als 300 Menschen in der Haff-Region betreut, in enger Zusammenarbeit mit 25 Hausarztpraxen. Und auch wenn das genaue Ergebnis noch nicht vorliegt, ist für die Akteure des HaffNet schon jetzt klar: Das Konzept kommt gut an – und könnte ein wichtiges Puzzleteil zur Entlastung der ländlichen Gesundheitsversorgung sein.
ERWINas entlasten Ärzte und stärken Patienten
Herzstück des Projekts waren sogenannte ERWINas – speziell weitergebildete Pflegefachkräfte wie Undine Tischmeyer, die in der ersten Jahreshälfte eine umfassende Zusatzausbildung absolvierte. Im Fokus standen medizinische Themen wie Pharmakologie, Blutdruckregulation und Ernährungsberatung. Ihr Auftrag: Patientinnen und Patienten eigenständig zu betreuen und so auch Ärztinnen und Ärzte zu entlasten.
„Viele Patienten kennen das Vorgehen – ähnlich einer Gemeindeschwester. Sie waren sofort begeistert“, berichtet Undine Tischmeyer. Im Durchschnitt wurden die Senioren etwa sechs Monate betreut. „Manche waren traurig, als es dann wieder vorbei war”, so Undine Tischmeyer, eine der zwei Spezialisierten Pflegefachkräfte, die von Pasewalk bis zur Insel Usedom unterwegs waren. Auch die teilnehmenden Hausärzte wünschen sich, dass das Projekt nicht endet, sondern verstetigt wird.
Die Erleichterung ist in vielen Fällen sichtbar: Ein Patient musste bislang einmal im Monat nach Pasewalk fahren, um seinen Katheter zu wechseln, nennt Undine Tischmeyer ein konkretes Beispiel. Nun übernahm die ERWINa den Wechsel direkt im häuslichen Umfeld – ein Gewinn an Lebensqualität für den Patienten, aber auch eine deutliche zeitliche Entlastung für den behandelnden Arzt.
Auch bei der sicheren Medikamenteneinnahme waren die ERWINas eine wichtige Stütze. „Gerade ältere Menschen nehmen oft eine ganze Reihe von Medikamenten – da ist die Gefahr von Doppel- oder Fehleinnahmen groß“, erklärt Undine Tischmeyer. Durch gezielte Beratung und Kontrolle konnten hier Risiken reduziert und die Therapie verbessert werden.
Bindeglied und Ansprechpartner
Die ERWINas übernahmen eine Schlüsselfunktion in der ländlichen Versorgung: als bedeutsame Schnittstelle zwischen Patient, Arzt und Pflegediensten. Dass diese Rolle dringend gebraucht wird, darin sind sich die Verantwortlichen einig.
„Aus meiner Sicht könnte es sofort in die Regelversorgung übergehen“, sagt Andreas Meinhold, Geschäftsführer des Ärztenetzes HaffNet.
Auch wenn die umfassende Auswertung der Studie noch aussteht, ist klar: „ERWIN bestärkt uns darin, weiterzugehen“, so Nadja Neudeck, HaffNet-Geschäftsführerin. „Die Nachfrage nach Entlastungsmodellen ist da. Wir werden diese Versorgungsform auf jeden Fall weiter vorantreiben.“
Wie und in welcher Form ERWIN fortgeführt werden könnte, ist noch offen. Doch die Richtung ist gesetzt: Mehr Arztentlastung sowie patientenorientierte Versorgung dort, wo sie gebraucht wird.
Text: S. Wolff / Foto: HaffNet
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