Tobias Brickmann und Vladimir Pejicic bei der Kranzniederlegung.

Gedenken an die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Ueckermünde 

Am Holocaust-Gedenktag gedachten über 50 Menschen der Opfer der NS-„Euthanasie“ am Mahnmal „Verloren sein“ im AMEOS Klinikum Ueckermünde. Unter ihnen waren Vertreter des Allgemeinen Behindertenverbandes M-V, der Ueckermünder Bürgermeister und weitere Stadtverordnete, viele Mitarbeitende und Bewohner der AMEOS Einrichtungen. Gemeinsam erinnerten sie an das Schicksal der rund 4000 Patientinnen und Patienten der früheren Heilanstalt Ueckermünde, die während der NS-Herrschaft verfolgt und von hier in den Tod geschickt wurden oder in der Anstalt umkamen. 

Vladimir Pejicic, Leitender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, machte in seiner Rede deutlich, dass das unmenschliche Vernichtungssystem der Nazis von Menschen geschaffen und von Menschen umgesetzt wurde. Menschen, die die Zivilisation hinter sich gelassen hätten. Er mahnte auch mit Blick auf die jüngere Generation, dass dieser gewaltsame Bruch nicht „in Vergessenheit gerät und sich das Grauen erneut entfaltet …Wachen Sie auf! Es ist nichts selbstverständlich. Der Teufel schläft nie. Er schmunzelt sogar schon.“ 

Peter Braun, Landesvorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbands Mecklenburg-Vorpommern, ging in seiner Rede auf die lange Geschichte der Psychiatrie in Ueckermünde ein, die vor 150 Jahren als moderne Heil- und Pflegeanstalt entstand. Die Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels mahnte er als „eine immerwährende Verpflichtung“ aller an. Mit Blick auf unsere Gegenwart, sagte er, dass Vielfalt und Anderssein längst zur gelebten Normalität in dieser Republik gehören sollten. „Trotzdem haben wir noch einen weiten Weg vor uns, bis wir in einer inklusiven Gesellschaft leben werden, in der es, normal ist – verschieden zu sein! 

Die langjährigen Nachforschungen zur Geschichte der Psychiatrie in Ueckermünde und Pommern sowie dem NS-„Euthanasie“-Komplex mündet jetzt in eine umfangreiche Publikation der Medizinhistorikerin Dr. Kathleen Haack. Diese erscheint im Frühjahr und wird gemeinsam mit dem AMEOS Klinikum Ueckermünde präsentiert. 

Text / Fotos: PM AMEOS 

Peter Braun bei seiner Rede in Ueckermünde.
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