Ueckermünde: Marsch des Lebens erinnert, versöhnt und setzt Zeichen

„Das Thema des diesjährigen Marsch des Lebens ist es mit Herz und zu Fuß: Erinnern, Versöhnen, ein Zeichen setzen für Israel und gegen Antisemitismus“, beginnt der aus Tübingen angereiste Vorsitzende des Marsch des Lebens e.V. Heinz Reuss seine Rede. Er berichtet von aktuellen Ereignissen, bei denen jüdische Symbole wie der Davidsstern oder die Kleidung der KZ-Häftlinge perfide missbraucht werden, um damit auf Social Media Kanälen die Corona-Diskussionen anzuheizen.

Die aktuellen Geschehnisse sind in keiner Weise mit der Verfolgung und Tötung von Millionen von Juden zu vergleichen. Heinz Reuss macht klar, dass es genau deswegen beim Marsch des Lebens darum geht, an die Gräueltaten der Judenverfolgung zu erinnern und aufkeimenden Rassismus und Antisemitismus entgegen zu wirken – und das mit Herz und zu Fuß.

Bürgermeister Jürgen Kliewe bedankt sich in seiner Gedenkrede bei den vielen Teilnehmern, die dafür sorgen, dass bei allem zeitlichen Abstand zu den schlimmen Geschehnissen in der Zeit des Nationalsozialismus das Schicksal der jüdischen Mitbürger nicht in Vergessenheit gerät. „Der Schlosshof ist nicht von ungefähr für diese Zusammenkunft gewählt worden. Hier fand im November 1938 die Verbrennung von jüdischer Literatur, der Thora und anderer Dinge unter den Augen von zahlreichen Ueckermündern als Symbol der beabsichtigten Ausrottung der jüdischen Rasse statt“, berichtet der Bürgermeister. Damals wurde dazu geschwiegen und die Folgen sind allen bekannt. Stadtpräsident Robert Kriewitz gedenkt mit seinen Worten den Verfolgten und Ermordeten. Solche Greultaten sollen sich nie wieder wiederholen.

Das Ueckermünder Krankenhaus schreibt seine ganz eigene dunkle Geschichte in der damaligen Zeit. Die Medizinhistorikerin an den Universitäten Rostock und Greifswald Dr. Kathleen Haack hat im Rahmen ihrer Forschungsarbeit die Krankenmorde in Ueckermünde untersucht und berichtet, dass auch in dieser kleinen Stadt intelligente Menschen, Mediziner und Wissenschaftler an der systematischen Tötung von Tausenden Menschen beteiligt waren.

Auch in diesem Jahr konnte wieder ein Redebeitrag von Shlomo Ruschin aus Israel übertragen werden. Als Nachfahre eines Holocoust-Überlebenden hat er die Geschichte seiner Familie aufgearbeitet und es kommen immer wieder neue Details hinzu. In seinem Redbeitrag zeigt er Bilder aus dem Bundesarchiv, auf denen seine Familie zu sehen ist. Den gesamten Beitrag finden Sie hier: https://youtu.be/5xQ_hCQVA-E

Nie wieder schweigen! Das ist ein so wichtiges Thema, dem sich zwei Rednerinnen aus Leipzig gewidmet haben. Anna Önsal und Elli Rückel berichten von ihren Urgroßeltern und Großeltern, die zu den Nazis gehörten bzw. diese wissentlich unterstützt haben. Sie distanzieren sich von deren Taten und möchten mit ihrer Ansprache auch andere Nachkommen dazu auffordern, nie wieder zu schweigen und an die schlimmen Ereignisse in der Zeit der Judenverfolgung zu erinnern.

Der Marsch des Lebens entlang der Stolpersteine der Familienhäuser der Ueckermünder Verfolgten hat in diesem Jahr bereits zum achten Mal stattgefunden.

Text/Foto: PM Stadt Ueckermünde

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